„Die Aktienkurse werden als Preise des freien Marktes durch Angebot und Nachfrage bestimmt.. d.h. durch die Verhandlungen der Marktparteien. Diesen Verhandlungen liegen zweierlei Überlegungen zugrunde: (1) Die Einschätzung der durch Aktienbesitz zu erlangenden Einnahmen im Vergleich zu den bei anderweitiger Kapitalverwendung erzielbaren Erträgen (Ertragsprinzip). (2) Die Menge der für den Aktienmarkt disponiblen Gelder (Prinzip der verfügbaren Mittel). Die durch diese beiden Prinzipien erfassten Tatbestände können wir als die Grundfaktoren der Kursbildung am Aktienmarkt bezeichnen. Die Grundfaktoren werden wiederum von einer Fülle [von] Kräften bestimmt, wie von der Produktion, den Preisen, den Binnenumsätzen, dem Außenhandel; die Grundfaktoren sind mit anderen Worten die Resultanten zahlreicher Komponenten. … Zwei weitere Faktoren sind bei der Kursbildung zu berücksichtigen, und zwar zunächst die Spekulation. Die sich irgendwelcher Ereignisse und Erscheinungen bemächtigen kann, um die Kurse zeitweilig in eine völlig abwegige Richtung zu treiben. … Die Kurse werden dann vorübergehend in eine Richtung getrieben, die zu heftigen Reaktionen führen muß. Solche Rückschläge werden durch die börsentechnischen Faktoren ausgelöst. Als börsentechnische Faktoren bezeichnen wir die Markteinflüsse, die sich aus dem jeweiligen Stärkeverhältnis von Hausse- und Baisseparteien, aus der sogenannten ‚positionstechnischen‘ Lage ergeben. Sie stehen ebenso wie die rein spekulativen Tendenzen der Grundfaktoren als selbständige Kursbestimmungsgründe gegenüber“ (Donner, a.a.O., S. 5). Die dem Ertragsprinzip zuzuordnenden Grundfaktoren der Kursbildung sind durch die Dividenden der Aktiengesellschaften gegeben, die ihrerseits wieder abhängen von der Rentabilität und der Vermögenslage dieser Unternehmen, und den Satz, zu dem die Dividenden und die Unternehmensgewinne kapitalisiert werden. „Ebenso wie die Bewegung steht das Niveau der Aktienkurse in einer mehr oder minder bestimmten Abhängigkeit von den Dividenden und der Rentabilität der Aktiengesellschaften. Die Relation zwischen Dividenden und Kursen wird üblicherweise als Realdividende oder als Aktienrendite bezeichnet. Für die Relation zwischen Kursen und Reingewinnen hat sich noch kein fester Sprachgebrauch eingebürgert; wir wollen sie kurz Reingewinnsatz nennen“ (Donner, a.a.O., S. 13). Neben diesen ertragsmäßigen Grundfaktoren der Kursbildung untersucht Otto Donner die kreditären Grundfaktoren: (a) Das Prinzip der verfügbaren Mittel und die kreditären Faktoren der Kursbildung. (b) Der Einfluss der Banken. (c) Der Einfluss des Geldmarktes. (d) Der Einfluss des Kapitalmarktes (Rentenkurse und die Emissionstätigkeit). Als Unterfaktoren werden die Produktion, die Warenpreise, die valutarischen Einflüsse und internationale Faktoren behandelt. Im vierten Kapitel stellt der Autor die börsentechnischen Faktoren der Kursbildung dar. Im fünften Kapitel werden die einzelnen Formen der Kursbewegung am Aktienmarkt analysiert (Trend, Konjunkturschwankungen, Saisonschwankungen). Die Untersuchung schließt mit einer Gesamtbetrachtung des Konjunkturverlaufs an den Effektenmärkten (Analyse der vierteljährlichen Kursschwankungen in der Vorkriegszeit, Analyse der monatlichen Kursschwankungen seit 1926).
Datentabellen in HISTAT:A. Aktienindex, Kursniveau, Dividende und Aktienrendite (Jahresdaten)A.01 Aktienindex, Jahresdaten (1856-1870)A.02 Aktienkursniveau, Dividende und Aktienrendite, Jahresdaten (1870-1913)B. Aktienindex, Rendite festverzinslicher Wertpapiere und Privatdiskont (Monatsdaten)B.01 Aktienindex, Rendite festverzinslicher Wertpapiere und Privatdiskont, Monatsdaten (1870-1913)B.02 Aktienindex des Statistischen Reichsamts, Monatsdaten (1924-1934)B.03 Die deutschen Aktienkurse als kapitalisierte Unternehmenserträge (1870-1932)B.04 Indexziffer der industriellen Rentabilität für Deutschland (1926-1934)C. Aktienkurse und Rentabilitätsindex für die Vereinigten Staaten von AmerikaC.01a Aktienkurse und Rentabilität in den USA (1918-1925)C.01b Aktienkurse und Rentabilität in den USA (1926-1934)C.02 Aktienkurse der industriellen Reingewinne in Großbritannien (1919-1934)C.03 Der Aktienmarkt in Frankreich (1870-1934)D. Zur internationalen BörsenkonjunkturD.01a Zur internationalen Börsenkonjunktur, Monatliche Indexziffern der Aktienkurse, Vorkriegszeit (1896-1914)D.01b Zur internationalen Börsenkonjunktur, Monatliche Indexziffern der Aktienkurse, ab 1926 (1926-1934)
Quellen:
Von 1870 bis 1889 wurden ungewogene, ab 1890 gewogene Durchschnitte berechnet. Wie für die Vorkriegszeit wurde auch für die Nachkriegszeit gewogene durchschnitte für Kurse, Dividenden und Aktienrenditen berechnet. Berücksichtigt sind die gleichen Firmen, die auch im Aktienindex des Statistischen Reichamtes enthalten sind (ca. 300 Papiere). Außerdem wurden die Reingewinnsätze ermittelt.