Die vorliegende Untersuchung verfolgt das Ziel, die industriellen Finanz- und Investitionsentscheidungen deutscher Großunternehmen während des industriewirtschaftlichen Ausbaus 1870-1913 mit Hilfe bestimmter Indikatoren aus dem Unternehmensbereich sowohl zu beschreiben als auch zu erklären. Die Arbeit soll generelle Aussagen über das Investitionsverhalten von Aktiengesellschaften hervorbringen. Infolgedessen wurde das Blickfeld nicht auf einzelne Unternehmen eingeengt, sondern es wurden auf der Grundlage einer Stichprobenauswahl die Bilanzen von Industriegesellschaften dazu verwandt, die Finanzentscheidungen, die Geldnachfrage und die Determinanten der Realkapitalinvestition mikroökonomischer Entscheidungseinheiten innerhalb eines makroökonomischen Rahmens (Kapitalmarkt) zu erklären. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht eine Analyse der Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und Geschäftsberichte von Industrie – Aktiengesellschaften, welche innerhalb des Deutschen Reiches von 1870 bestanden haben. Aus quellentechnischen Gründen als auch aus analytischen Gründen konzentriert sich die Untersuchung auf Großunternehmen. Die Untersuchung wurde auf der Basis von zwei Stichproben durchgeführt: (a) Für acht Erhebungszeitpunkte wurden in Abständen von 5 Jahren ab 1870 (Ausnahme: 1875) jeweils getrennt Zufallsstichproben vom Umfang n = 100 gezogen, die den Anforderungen der Repräsentativität für das jeweilige Jahr entspricht (Ausnahmen: 1870 Totalerhebung mit n = 44 Unternehmen; 1880, n = 95 Unternehmen). Mit dieser Stichprobenbildung ist jedoch keine kontinuierliche Betrachtung einzelner Unternehmen über den gesamten Untersuchungszeitraum möglich, da sich die Zusammenstellung des Samples gemäß der Zufallsauswahl mit jedem erhobenen Jahr verändert. Daher wird in einer zweiten Auswahl (b) von 50 festen Unternehmen ausgegangen, die über einen längeren Zeitraum existieren und deren Bilanzen erhoben werden können. Damit ist die Kontinuität gesichert, man erhält aber ein höchst unrepräsentatives Sample, das nur die erfolgreichsten Unternehmen umfasst. Die Unternehmen wurden so ausgewählt, dass sie erstens möglichst vor 1870 gegründet worden waren und bis 1913 bestehen blieben; zweitens mussten sie im Jahre 1890 ein Aktienkapital von mindestens 1 Mill. Mark aufweisen, um dem Anspruch des „Großunternehmens“ gerecht zu werden. Diese zweite Stichprobe (b) sollte gerade die konjunkturellen Schwankungen und längerfristigen Trends – welche nur indirekt durch die Zufallsstichprobe (a) wiedergegeben werden – genauer berücksichtigen. Aus diesem Grunde liegt der Schwerpunkt der Analyse auf dieser „kontinuierlichen Stichprobe (b). Zentrale Variablen der Stichproben: Bilanzsumme, Sachanlagevermögen, Vorräte, kurzfristiges Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital, Reingewinn, Abschreibungen, Betriebsergebnis, Dividende.Zentrale Kennziffern (Relationsziffern) der Stichproben: Liquiditätsquote, Liquidität 1. Grades, Verschuldungsgrad, Gesamtkapitalrentabilität, ‚Eigenkapitalrentabilität, Kurzfristige Verschuldungsrelation, Sachanlageintensität, Vermögensstruktur, Abschreibungssatz, Anlagevermögensdeckung.
Siehe auch den Beitrag von Richard Tilly, 1978: Das Wachstum industrieller Großunternehmen in Deutschland 1890 – 1911. Archiv-Nr.: ZA8455; in HISTAT), der sich auf die vorliegenden Daten von Rudi Rettig stützt.
Datentabellen in HISTAT:A.01 Datentabellen der Zufallsstichprobe: Gewogene und ungewogene Mittelwerte; Standardabweichungen; Relationsziffern)A.02 Datentabellen der kontinuierlichen Stichprobe (Gewogene und ungewogene Mittelwerte; Relationsziffern)Zentrale Variablen: Bilanzsumme, Sachanlagevermögen, Vorräte, kurzfristiges Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital, Reingewinn, Abschreibungen, Betriebsergebnis, Dividende.Zentrale Kennziffern (Relationsziffern): Liquiditätsquote, Liquidität 1. Grades, Verschuldungsgrad, Gesamtkapitalrentabilität, ‚Eigenkapitalrentabilität, Kurzfristige Verschuldungsrelation, Sachanlageintensität, Vermögensstruktur, Abschreibungssatz, Anlagevermögensdeckung. B. Tabellen aus dem TextteilB.01 Modifizierte Bewegungsbilanz für die „kontinuierliche“ Stichprobe, Gewogene Mittelwerte (1881-1911) B.02 Dividendenausschüttungen, Gewogene Mittelwerte (1880-1911)
Quellen:
Bilanzen von Unternehmen der hauptsächlich verwendeten Datenquelle „Salings Börsenjahrbuch“ (Jahrgänge von 1870 bis 1913).