Besonders Horst Claus Recktenwald und Otto Weitzel haben in den 60er Jahren am Institut für Wirtschafts- und Finanzpolitik (unter der Leitung von Prof. Dr. Horst Claus Recktenwald, Universität Erlangen - Nürnberg) auf der Grundlage finanzstatistischer Unterlagen eine statistische Verifizierung des Wagner’schen Gesetzes („Gesetz der wachsenden Staatstätigkeit“, erstmals 1863 von Adolph Wagner aufgestellt) gegeben.
Das „Wagner’sche Gesetz steigender Staatsquoten postuliert eine ökonomische „Gesetzmäßigkeit“, wonach das Wachstum der Staatsausgaben nicht proportional, sondern überproportional zum Wachstum des (nominellen) Sozialprodukts erfolge. Ausnahmslos interpretiert man das Gesetz (grob) als Wagners Behauptung, bei wachsendem Volkseinkommen nehme die Staatstätigkeit säkular zu und sie schlage sich im ständig steigenden Haushalt nieder.
Recktenwald hat die von Wagner erwähnten Faktoren für eine wachsende Staatstätigkeit herauskristallisiert und sinnvoll geordnet. Schließlich geht auch die Gliederung in ökonomisch-technische, demographische, politisch institutionelle (Rechtsschutz, Innere Ordnung) und akzidentelle Faktoren (z.B. Wirtschaftskrisen, Kriege, Kriegsfolgeaufgaben) auf ihn zurück. Zudem hat er sich kritisch mit den Aussagen auseinandergesetzt und das „Gesetz“ analytisch wie empirisch überprüft und widerlegt.
Themen:
Datentabellen in HISTAT:
A. Staatsausgaben (1913 - 1959):- Staatsausgaben nach Funktionen;- Anteil der funktional gegliederten Ausgaben an den Gesamtausgaben;- Zivile Ausgaben nach Funktionen, absolut und relativ;- Erwerbsbevölkerung, Verwaltungspersonal, Bevölkerung;- Eigenausgaben von Reich/Bund, Ländern und Gemeinden.
B. Anteil der Staatsausgaben am Sozialprodukt und relative säkulare Struktur (1872 bis 1972):- Anteil der Staatsausgaben am Sozialprodukt, vier Varianten;- Säkulare Struktur der Staatsausgaben, in von Hundert der gesamten Staatsausgaben; - Säkulare Struktur der Staatsausgaben, in von Tausend des Volkseinkommens.
Berücksichtigte Publikationen:Recktenwald, H. C., 1962: Die Entwicklung der öffentlichen Ausgaben in der Bundesrepublik, in: König, H. (Hrsg.) 1962: Wandlungen der Wirtschaftsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Duncker & Humblot, S. 199 – 248.Recktenwald, H. C., 1977: Umfang und Struktur der öffentlichen Ausgaben in säkularer Entwicklung, in: Neumark, F. (Hrsg.), 1977: Handbuch der Finanzwissenschaft, Lieferung 1. 3., gänzlich neu bearbeitete A. Tübingen: J.C.B. Mohr, S. 713 - 752.Recktenwald, H. C., 1985: Adolph Wagner anno 1985 – Eine Widerlegung seines Gesetzes, in: Gebauer, (Hrsg.), 1985: Öffentliche Finanzen und monetäre Ökonomie. Festschrift für K. Häuser. Frankfurt a.M., S. 71-91.
Quellen:
Für den empirischen Befund wurden finanzstatistische Unterlagen verwendet, die in mehreren Jahren in dem von H.C. Recktenwald geleiteten Institut für Wirtschafts- und Finanzpolitik gesammelt, gesichtet und aufbereitet worden sind.
Ausgewählte statistische Daten: Amtlichen Statistik des Deutsches Reichs; Amtliche Statistik der Bundesrepublik Deutschland. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Finanzberichte 1972 und 1973. Statistik der BRD, Bd. 227.
Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), 1972: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 – 1972. Stuttgart/Mainz: Kohlhammer.
Weitzel, O., 1967: Die Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland. Die Analyse der öffentlichen Aktivität in ihrer Abhängigkeit vom wirtschaftlichen Wachstum. Diss., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen – Nürnberg. Siehe dort auch die angegebenen Primär- und Sekundärquellen für den Zeitraum 1872 bis 1944.