In Anlehnung an die berühmte Studie von Alan T. Peacock und Jack Wiseman (The Growth of Public Expenditure in the United Kingdom, N.B.E.R., Princeton 1961) veröffentlichte Suphan Andic und Jindrich Veverka 1964 im Finanzarchiv eine umfangreiche empirische Studie zur säkularen Entwicklung der Staatsausgaben in Deutschland, die Wagners Gesetz von der wachsenden Staatstätigkeit im Form langer Zeitreihen untersuchte.
Die quantitativen und qualitativen Veränderungen der Staatstätigkeit lassen sich durch Daten zum öffentlichen Haushalt darstellen. Staatliches Handeln umfasst sowohl die Ebenen des Reichs, der Einzelstaaten (bzw. Bundesländer) und Gemeinden (einschließlich der Gemeindeverbände) als auch die Parafisci, vor allem der öffentlichen Sozialversicherung. Die Untersuchung von Andic und Veverka analysiert im zeitlichen Ablauf - gegliedert in Perioden, die sich durch die Einschnitte der beiden Weltkriege ergeben - die säkulare Entwicklung der Staatsausgaben und ihre Aufgabenstruktur (funktionale Gliederung) im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wird gleich auf eine grundlegende Schwierigkeit aufmerksam gemacht: Die Zunahme der Staatsausgaben ist stets im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Wachstum zu sehen, mit dem sie eng verbunden ist. Die Staatsausgaben steigen in Zeiten wirtschaftlichen Wachstums absolut und relativ betrachtet. Ausführlich wird auf Mängel im statistischen Material eingegangen. So weisen die finanzstatistischen Ergebnisse um 1913 einen Bruch auf. Erst seit 1913 liegen Zahlen in einer für alle Gebietskörperschaften vergleichbaren Form vor und erst seit diesem Zeitpunkt existieren Zahlen über die öffentlichen Ausgaben, die mit der Zeit nach dem 1. Weltkrieg vergleichbar sind. Innerhalb der Untersuchung der Gesamtentwicklung werden die strukturellen Verschiebungen in den staatlichen Funktionen und auf den einzelnen Ebenen (Gebietskörperschaften: Reich/Bund, Bundesstaaten/Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände) genauer behandelt. Neben der absoluten Höhe der Staatsausgaben werden die Ausgaben pro Kopf der Bevölkerung und der Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt angegeben. Die Staatsausgaben werden sowohl in laufenden Preisen als auch mit Hilfe eines Preisindex für das Sozialprodukt (1900 = 100) preisbereinigt angegeben, d.h. es werden zusätzlich die Staatsausgaben in Preisen von 1900 ausgewiesen.
Themen:
Datentabellen in HISTAT:- Bevölkerung;- Bruttossozialprodukt und Preisindex;- Nominelle und reale Staatsausgaben;- Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt;- Staatsausgaben pro Kopf der Bevölkerung;- Staatsausgaben nach Funktionen;- Staatsausgaben nach Ebenen (Reich, Bundesstaaten, Gemeinden);- Kriegsbedingte Ausgaben.
Quellen:
Daten aus ausgewählten wissenschaftlichen Publikationen. Daten der amtlichen Statistik des Deutschen Reichs; Daten der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland.