Vor dem Hintergrund der Verwendung des Zufallsbegriffs in der psychologischen und soziologischen Literatur erfolgt die Entwicklung eines Modells, das den Zufall in ein rationales Kalkül einbettet. Dabei werden neun Arten von Zufallserfahrungen auf einer Zielebene (Alternative, Wissen, Emotion) und einer Quellenebene (Person, Ereignis, Information) unterschieden. Am Beispiel der Studienfachwahl wird erörtert, welche Relevanz zufälligen Erfahrungen beizumessen ist und inwiefern diese mit Merkmalen der Interessenstruktur einer Person in Beziehung stehen. Eine in diesem Zusammenhang durchgeführte Fragebogenerhebung an 217 Studienanfängern zeigt, daß 61.3% der Befragten mindestens eine zufällige Erfahrung berichten. Insbesondere erhöhen Zufallserfahrungen die Anzahl an Studienalternativen. Zufallserfahrungen werden von diesen Personen im Durchschnitt als eher wichtig für die Studienfachwahl eingestuft. Die Anzahl erinnerter Zufallserfahrungen sowie die Einschätzung ihrer Bedeutung korrelieren schwach negativ mit der Differenziertheit des Interessenprofils. Aus den Ergebnissen läßt sich ableiten, daß Zufallserfahrungen im Rahmen beruflicher Entwicklungsprozesse angemessen berücksichtigt werden sollten. Der Primärdatensatz der Erhebung sowie einige abgeleitete Variablen werden bereitgestellt.